Die „Internationale Apotheke“ – eine Chronik
Die Geschichte der Internationalen Apotheke beginnt bereits im Jahr 1869! Am 11. Februar dieses Jahres forderte das kaiser- und königliche Ministerium die k.k. niederösterreichische Statthalterei auf, die Errichtung einer Apotheke auf der Ringstrasse, zwischen Park- und Burgring ohne weitere Standortbegrenzung, zu bewilligen.
Bereits kurz darauf, am 7. August 1869, erließ das Magistrat Wien ein Dekret, dass das Apotheker Hauptgremium dazu bewog die Errichtung einer neuen Apotheke auszuschreiben. Von allen eingebrachten Konzessionsgesuchen erhielt letztendlich Franz Wisinger, Pächter der Apotheke Lichtenthal, den Zuspruch zur Eröffnung eines Betriebes im 1. Bezirk.
Die Konzessionsverleihung durch die k.k. Statthalterei erfolgte schließlich am 16. August 1870. Das Dekret Z.105.851 erlaubte Franz Wisinger in den Räumlichkeiten des Palais Wertheim, Kärntner Ring 18, Ecke Schwarzenbergplatz, sein Geschäft einzurichten.
Feierlich eröffnet wurde dieses am 26. September 1870 unter dem Namen „Apotheke zum Goldenen Adler“.
Im Oktober 1875 übernahm Dr. Alois Philipp Hellmann, Gründer und Herausgeber der „Pharmazeutischen Post“, den Posten als Provisor für die Apotheke „Zum Goldenen Adler“ und hielt diese Position bis zum Tod von Franz Wisinger im November 1890. Die Witwe des Verstorbenen, Frau Olga Wisinger, betraute den Apotheker Ph. Mr. Sigmund Schlager mit der weiteren Leitung des Unternehmens, nachdem Dr. Hellmann einen eigenen Betrieb in Hetzendorf erworben hatte.
Frau Olga Wiesinger-Florian blieb Besitzerin der Apotheke „Zum Goldenen Adler“, wandte sich selbst aber der Malerei zu. Nicht erst durch die Verleihungen des Goldenen Verdienstkreuzes im Jahr 1918 wurde sie auch ausserhalb der Grenzen Wiens als talentierte Künstlerin gefeiert.
Im Jänner 1899 wurde die Leitung des Betriebes, nach dem Ableben von Ph. Schlager, an Ph. Mr. Johann Gans übergeben. Später wurde ihm das Unternehmen für 6 Jahre zur Pacht überlassen, doch noch vor Ablauf des Vertrages verstarb Apotheker Gans in jungen Jahren.
Dies ermöglichte 1904 Ph. Mr. Eduard Bernt die Apothekenleitung zu übernehmen. Unter seiner Führung wurde im Februar 1911 das Geschäftslokal auf die gegenüberliegende Seite des Kärntner Rings, in das Haus Nr. 17, verlegt.
Kurz vor dem Tod von Olga Wisinger- Florian im Jahr 1926 ging die Apotheke in den Besitz von Dr. phil. et Mr. Pharm. Arnold Ludwig Stumpf über, der 1925 die Umbenennung des Unternehmens in „Internationale Apotheke“ beantragte.
Das Team von Mr.pharm.Arnold Stumpf
Die Wahl des neuen Namens begründete Arnold Stumpf folgendermaßen: „(...) Meine Apotheke ist am Kärntnerring Nr. 17 Ecke Schwarzenbergplatz, direkt neben und gegenüber jenen Hotels gelegen, die den meisten Wiener Fremdenverkehr aufweisen und zwar: Grand-Hotel, Hotel Bristol und Hotel Imperial. In meiner Apotheke verkehren bedeutend mehr Ausländer aller Nationen als Wiener und wäre ich, wenn ich nicht das ausländische Publikum hätte, überhaupt nicht im Stande, meinen Steuerverpflichtungen nachzukommen. (...) Sämtliche Magister, auch die beiden Kassafräuleins, sowie mein Büropersonal sprechen fremde Sprachen. (...) Ich habe sämtliche ausländische Pharmakopöen, sowie auch alle anderen Behelfe und meine Apotheke wird auch zu wiederholten Malen von anderen Wiener Apotheken zur Anfertigung von internationalen Rezepten herangezogen.
In meinem Lager befinden sich viele hundert ausländische Spezialitäten und gehöre ich zu den wenigen Wiener Apotheken, die eine ständige Bewilligung zur Einfuhr ausländischer Medikamente des Zoll-Oberamtes besitzen und habe ich im Jahre 1924 um Kronen 227,603.900 ausländische und zwar: französische, englische, amerikanische und italienische Präparate bezogen. In meiner Apotheke wird französisch, englisch, italienisch, ägyptisch, ungarisch, polnisch und tschechisch gesprochen. (...) Das Wort "INTERNATIONAL" ist eben ein Wort, das in sämtlichen Sprachen gleich ist und unter dem auch immer und überall dasselbe zu verstehen ist. Ich möchte auch noch bemerken, dass ich der Lieferant sämtlicher Botschaften bin.“
Damit fasst Dr. Arnold Stumpf den Charakter der „Internationalen Apotheke“ treffend zusammen, der bis heute erhalten geblieben ist.
1928 gründet Dr. Stumpf eine offene Handelsgesellschaft, in die er 1940 seine Gattin Mag. pharm. Stefanie Maria Stumpf, sowie seine Töchter Mag. pharm. Maria Stumpf und Mag. pharm. Marguerita Bruno Fadrus, als auch den Schwiegersohn Dr. Adalbert Fadrus, als Gesellschafter eintragen lässt.
Nach dem Tod der Schwägerin und später der Schwiegereltern vertritt Dr. Adalbert Fadrus das Unternehmen ab dem Jahr 1965. Nach dessen Ableben wird seine Gattin Mag. pharm. Marguerita Fadrus 1972 Alleininhaberin der Firma und führt diese noch bis 1979 im Sinne ihrer Familie weiter.
1979 erwirbt Dr. Walter Otto den Betrieb und überträgt Mag. pharm. Wolfgang Jarisch die Leitung desselbigen. Dieser Aufgabe kommt Mag. Jarisch bis zur Eröffnung einer eigenen Apotheke im Jahr 1984 nach, worauf Mag. pharm. Heide Peschel ihn in dieser Funktion ablöst.
Nach dem Ableben von Dr. Otto im Jahr 1992 obliegt die Verwaltung seines Besitzes seiner Witwe Anneliese Otto, welche sich einige Jahre später zu einem Verkauf der Apotheke entschließt.
Mit der Übernahme der „Internationalen Apotheke“ durch Mag. pharm. Renate Baldia im Jahr 1997 erreicht die lange Geschichte dieses Unternehmens ihre vorläufige Endstation.
Mit großer Begeisterung und viel Engagement führte Mag. Baldia das Unternehmen in das 21. Jahrhundert und verlieh dem Geschäftslokal ein frisches, modernes Gesicht. Trotz aller Neuerungen, Verbesserungen und Wandlungen, die die Zeit mit sich bringt, ist es Mag. Baldia und ihrem Team aber ein wesentliches Anliegen, dem Namen der „Internationalen Apotheke“ treu zu bleiben, den Mag. Stumpf geprägt hat: Eine Anlaufstelle für Kunden aus dem In- und Ausland, eine Brücke zwischen Nationalitäten, Sprachen, Heilmethoden und Arzneiformen.